Kompromiss im Streit um UKW – Radio kann man weiter hören

Im April sah es so aus, als ob bald keine Musik, keine Nachrichten mehr aus dem Küchen- oder Autoradio kommen würde. Eine Horrorvorstellung für viele Menschen. Die Sendepause drohte vielen UKW-Sendern, weil es Streit hinter den Kulissen gab. Es ging, wie so oft, um’s Geld. Nun wurde ein Kompromiss gefunden.

 

Die Bundesnetzagentur und der frühere Kanzleramtschef Friedrich Bohl hatten die Verhandlungen zwischen den fünf Antenneneigentümern und den Sendernetzbetreibern moderiert – diese haben sich nun auf Eckpunkte für eine vertragliche Regelung des UKW-Antennenzugangs geeinigt. „Alle UKW-Marktakteure haben sich bewegt und sind aufeinander zugegangen“, freute sich Bohl. Die vereinbarten Eckpunkte böten eine gute Grundlage dafür, dass es im nächsten Schritt zu Verträgen komme und der Streit um die Antennen damit dauerhaft beigelegt werde.

Wir dürfen uns also alle freuen, soviel steht fest. Aber wer hat sich da mit wem geeinigt – und warum war das nötig? Das erklären wir der Reihe nach:

 

Obwohl es seit Jahren auch Digitalradio gibt, hängen die Menschen in Deutschland an ihrem UKW-Radio – das hat diesen Streit erst möglich gemacht: Neun von zehn Menschen empfangen ihren Lieblingssender auf diesem Weg. Damit der Ton aus dem Sendestudio auch ins Ohr der Hörer findet, braucht es eine ganze Menge Technik. Manchen Sendern gehören die Sendemasten, von denen ihr Programm ausgestrahlt wird – die sind fein raus. Viele andere Sender haben aber keine eigenen Antennen, sondern sie haben Sendernetzbetreiber beauftragt (beispielsweise die Firmen Uplink und Divicon). Die wiederum handeln mit den Antennen-Besitzern die Preise aus.

 

Bis Ende der 1980er Jahre gehörte das UKW-Geschäft der Deutschen Bundespost. Als diese privatisiert wurde, kam die Deutsche Telekom ins Spiel. Sie betrieb die UKW-Sendemasten in der Tochterfirma Media Broadcast – und die wurde mehrmals verkauft, zuletzt an die Freenet Group. Für diese lohnte sich das Geschäft aber nicht mehr, sie verkaufte alle UKW-Sendemasten in Deutschland an Finanzinvestoren. Diese haben dann Rechnungen verschickt – viel höhere Rechnungen als die Sender früher bezahlen mussten. Etwa 40 Sender haben sich geweigert, die Rechnungen zu bezahlen. Es drohte ein Sendeloch. Mehr als zehn Millionen Hörer wären betroffen gewesen. Stumm geblieben wäre der NDR in Mecklenburg-Vorpommern, der MDR und das Deutschlandradio – genauso wie die privaten Sender FFH, Big FM und Radio NRW.