Dicke dunkle Wolken hängen über vielen Unternehmen der Nachrichtenbranche, das zeigt die Studie „Journalism, Media, and Technology Trends and Predictions 2023“ des Reuters Institutes for the Study of Journalism. Die Umfrage basiert auf der Befragung von 300 Geschäftsführern, Redakteuren und anderen Führungskräften aus Verlagsunternehmen in 53 Ländern.
Spannend wird es, wenn es um Innovationen geht, die 2023 wichtig sind: 72 Prozent der Führungskräfte wollen mehr Aufwand in die Produktion von Podcasts und digitalen Audioangeboten stecken. Verlage sagen, dass diejenigen, die Audio konsumieren, zu ihren treuesten Kunden gehören.
Im Fokus stehen menschliche Stimmen. Die New York Times wird in Kürze ein neues Audioprodukt auf den Markt bringen, das den Reporter in den Mittelpunkt stellt. Jede Story beginnt mit einem persönlichen Intro des Reporters – biografisch und bunt, mit Sounddesign oder kurzen Hörbeispielen. Dieser Ansatz ist teuer, aber eine Reaktion darauf, dass viele Menschen die immer gleiche synthetische Stimme langweilt.
Doch die mit Künstlicher Intelligenz erzeugten Stimmen werden immer besser. Mittlerweile kann man Stimmen eines echten Menschen klonen. Aftenposten aus Norwegen hat die Stimme ihres Podcast-Moderators mit Hilfe von KI-Technologie geklont. News24 aus Südafrika lässt Nachrichten und Features mit der Stimme eines beliebten Schauspielers vertonen.
Was tut sich bei Podcasts?
Die Zahl der Podcasts mag gesättigt sein, aber nicht die Einnahmen. Nach Angaben des Interactive Advertising Bureau und von PricewaterhouseCoopers werden sich die Werbeeinnahmen in den USA bis 2024 auf 4 Mrd. Dollar verdoppeln.
Die meisten Werbespots in den USA werden inzwischen dynamisch eingeblendet und können auf Altersgruppen, Geschlechter und Orte ausgerichtet werden. Allerdings besteht die Gefahr, dass die zunehmende Werbedichte und ein weniger persönlicher Ansatz dem Podcast-Erlebnis schaden könnten. Daher werden werbefreie Premium-Optionen in diesem Jahr zum Standardangebot von Podcasts gehören, sagt das Reuters Institue voraus.
Gesamtbilanz
„Schnallen Sie sich an für diese Reise“, warnt die Einleitung des Reports. Die Weltlage ist voller Unsicherheiten, Menschen haben Angst – ein Klima, in dem der Journalismus oft gut gedeihen konnte, so das Reuters Institute. Aber 2023 ist alles anders: die Inflation, der Kriegs Russlands gegen die Ukraine, die zerstörerischen Auswirkungen der globalen Erwärmung und die Nachwirkungen der Corona-Pandemie führten bei vielen Menschen dazu, dass sie sich abwenden von den Nachrichten.
Die größte Herausforderung für Publisher: Digitale Inhalte zu liefern, um die Erwartung des Publikums zu erfüllen. Nur 44 Prozent der Befragten sind zuversichtlich, was die Geschäftsaussichten 2023 angeht. Social Media wird für Medienunternehmen wichtig bleiben, allerdings verlieren Facebook und Twitter an Bedeutung (minus 30 Prozent), während TikTok (plus 63 Prozent), Instagram (plus 50 Prozent) und YouTube (plus 47 Prozent) als wichtiger angesehen werden.