Die Gewinnerinnen und Gewinner stehen fest: In insgesamt neun Kategorien ist der Deutsche Radiopreis vergeben worden. Die Verleihung im Hamburger Schuppen 52 ist von Barbara Schöneberger und Thorsten Schorn moderiert worden. Für musikalische Highlights sorgten Roland Kaiser, Leony, Tears for Fears, The BossHoss, die Sportfreunde Stiller und Dermot Kennedy.
Hier die Preisträger und die Begründungen der Jury des Grimme-Instituts:
Beste Comedy: „What the Fabi?!“, bigFM, Fabian Kapfer
Lachen ist wichtig, Lachen befreit, und Lachen räumt die Seele auf. Natürlich darf man unterscheiden zwischen dem, was einem persönlich gefällt und was nicht, vielleicht gibt es einen Unterschied zwischen total simpler Albernheit und extrem geistreichen Pointen – aber solange es etwas zum Hören gibt, so lange wird unterhalten und (auch) gelacht werden. „What the Fabi?!“, die bigFM Comedy von Fabian Kapfer, ist für die Jury besonders preiswürdig: Blitzschnell, rotzfrech, mutig, auf den Punkt und mit jeder Menge Grips geht der diesjährige Preisträger dahin, wo’s Spaß macht. Damit zeigt er nicht nur, wie Radio auch die junge Generation erreichen kann, damit haucht er dem Comedy-Genre wirklich neues Leben ein.
Beste Morgensendung: „TOGGO Radio Euer Morgen – Aufstehen & Aufdrehen“, Vanessa Civiello und Florian Ambrosius
Einen besonderen Spagat meistert TOGGO Radio mit „Euer Morgen – Aufstehen und Aufdrehen“ täglich: ein barrierefreies Medienangebot für Kinder und Familien in gendergerechter Sprache, mit einer Mischung aus Musik, Humor und lösungsorientierter Information. Die Dosis stimmt. Das Ergebnis ist lustig, leicht, lehrreich und macht den Tagesstart im Familienradio zum Hörerlebnis. Die morgendliche Primetime-Herausforderung sowie die durchdachte Ansprache eines besonderen Publikums bewältigt der Gewinner in der Kategorie „Beste Morgensendung“ auf höchstem Niveau. Chapeau!
Beste Programmaktion: „Gong 96.3 – München hilft. Unterkünfte für ukrainische Familien“, Radio Gong 96.3, Johannes Ott und Mike Thiel
Besser und schneller geht es nicht. 48 Stunden nach Kriegsausbruch in der Ukraine startet Radio Gong 96.3 seine Aktion „München hilft. Unterkünfte für ukrainische Familien“. Dafür nutzt Radio Gong 96.3 alles, was zur Verfügung steht. Richtet eine Online-Plattform ein, über die Gastfamilien gesucht werden. Stellt leere Büroräume im Sendezentrum als Vermittlungsstelle zur Verfügung. Sucht sich starke lokale Partner und bewegt vor allem im Programm die Radiocommunity zur tatkräftigen Hilfe. Die programmliche Begleitung ist nie reißerisch, aber emotional und motivierend. Der Lokalsender bewegt mit seiner Programmaktion eine ganze Stadt und hat am Ende fast 5.000 geflüchtete Menschen in Gastfamilien untergebracht. Das hat Vorbildcharakter und zeigt beeindruckend, was Radio bewirken kann.
Bestes Interview: „Pflege am Limit: Krankenschwestern auf einer Corona-Station“, SWR 1 Baden-Württemberg, Nabil Atassi
Gute Interviews sind inhaltlich spannend und zugleich emotional mitreißend: man lernt als Hörer:in etwas und man kommt in eine Gefühlswelt hinein, die einem vorher unbekannt war. Ein Interview, ein Gespräch so zu steuern und zu führen, braucht journalistische Finesse, menschliches Fingerspitzengefühl und empathische Beobachtungsgabe. Der diesjährige Preisträger zeigt all diese Fähigkeiten in meisterlicher Ausprägung: Schon mit dem mutigen Schritt, eine aufgebrachte Hörerin einzuladen, beginnt eine starke Leistung. Das Gespräch selbst ist dann spannungsvoll, ohne reißerisch zu sein, fließt fast von selbst, ohne beliebig zu sein und zeigt schonungslos alles, ohne voyeuristisch zu sein. Nabil Atassi von SWR1 Baden-Württemberg zeigt uns, dass Großartiges entstehen kann, wenn ein perfekt vorbereiteter Interviewer ein Gespräch zu einem komplexen Thema inhaltlich und emotional perfekt führt. Weghören? Absolut unmöglich – und das ist gut so!
Beste Sendung: „Jazztime: ‚Hören wir Gutes und reden darüber – Volume 7′“, BR-KLASSIK, Beate Sampson und Ulrich Habersetzer
Eine Sendung wie eine Insel. Statt im Sog täglicher Krisen unterzugehen, erhalten in diesem exzellenten Radio-Format andere Inhalte Raum zur Entfaltung: Denn hier spielt im wahrsten Sinne des Wortes die Musik. Und: Hier sprechen Menschen über Musik. Und das so fachkundig, so klug, so einladend, dass man wünscht, es würde nie mehr aufhören. Die gesamte Sendung besticht durch Tiefgang, durch Zeit, durch respektvoll-intelligenten Austausch auf Augenhöhe und: eine ganz eigene Wärme. Ein Angebot zum Auftanken, ein Ruhepol und: eine Zelebration von Musik und Musikjournalismus, ohne die Radio schlicht undenkbar wäre.
Beste Reportage: „Hyperfund und der Traum vom großen Geld“, SR3 Saarlandwelle, Linda Grotholt und Caroline Uhl
„Hyperfund und der Traum vom großen Geld“ beweist, in welch herausragender Qualität, Unterhaltung und Information vereint werden können und wie nah am Puls des vernetzten Zeitalters Radio sein kann. Die Rückkehr der Schneeball-Systeme im digitalen Gewand wird hier vorbildlich für das Ohr aufbereitet, inhaltlich präzise erlebbar und verständlich gemacht – sowie in relevante größere Zusammenhänge gebracht. Ein wichtiger Beitrag und: ein Paradebeispiel für exzellentes Radio, das ausleuchtet, aufdeckt, Themen setzt, zeitgemäß informiert und Räume schafft, in denen gesellschaftliche Verantwortung eingefordert und übernommen wird.
Beste:r Newcomer:in: Franziska Hoppen, rbb24 Inforadio
Was für ein Radiotalent! Franziska Hoppen kann Pflicht und Kür, zu hören im rbb24 Inforadio als landespolitische Berichterstatterin oder in ihrem Podcast „Newsjunkies“. Oder mit außergewöhnlichen Radioreportagen, wie die über die Fischer im Golf von Maine, die dem Klimawandel den Kampf angesagt haben, weil sich das Wasser dort schneller erwärmt als sonst wo auf der Welt. Man hört Franziska Hoppen gerne wegen ihrer angenehmen Stimme zu, aber vor allem wegen ihrer Radiosprache. Sie formuliert direkt, klar und bildhaft. Sie ordnet sicher ein und strukturiert Informationen nachvollziehbar. Sie entdeckt Themen, über die es sich lohnt, mehr zu erfahren. Eine Newcomerin, von der wir noch viel hören wollen!
Bestes Informationsformat: „egoFM Reflex – Holt dich raus aus deiner Filterblase“, egoFM, Gloria Grünwald und Fred Schreiber
Mit dem Informationsformat „Reflex“ legt die Jugendwelle egoFM ein Lehrstück für verantwortlichen und konstruktiven Journalismus vor. Geboten werden einem jungen User:innen-Kreis freitagnachmittags 4 Stunden engagiertes Radio – als Gegenentwurf zu vielen Filterblasen im Netz. Das dreiköpfige Reflex-Team pickt dabei auf, was im Social Web bewegt und liefert dazu über alle denkbaren Kanäle Analyse, Einordnung, Hintergründe und Lösungsansätze. Für und mit den Hörer:innen.
So geht Meinungsbildung heute – für eine funktionierende Demokratie von morgen. Dafür verdient „egoFM Reflex““ das Prädikat „herausragend“!
Beste:r Moderator:in: Martina Schönherr, N-JOY vom NDR
Charismatische Radiomoderator:innen sind das A und O einer jeden Sendung und sorgen mit ihrer Persönlichkeit für Hörerbindung und Wiedererkennbarkeit. Eine Interaktion mit den Hörer:innen wie mit guten Freunden, schlaue Fragen, mal einfühlsam, mal keck, dabei aber immer authentisch und das alles getragen von einer frischen und sympathischen Stimme. Ganz egal, ob es um Alltäglichkeiten geht oder um komplexere Themen, die nach einer Einordnung verlangen, in ihrer Sendung bei N-JOY versteht es Martina Schönherr, das Publikum mit ihrer guten Laune anzustecken und mitzunehmen. Sie bleibt dabei stets auf Augenhöhe mit ihren Gesprächspartner:innen und schafft es so, eine große Nähe aufzubauen. Hier bilden charmante Wortgewandtheit und eine hörbare Freude am Moderieren eine Einheit.
Seit 2010 werden mit dem Deutschen Radiopreis die besten Radiomacher:innen Deutschlands geehrt. Stifter des Deutschen Radiopreises sind die Hörfunkprogramme der ARD, Deutschlandradio und die privaten Radiosender in Deutschland.