Wenn man das Wort Piratensender hört, dann denkt man in Europa am ehesten an die Piratensender, die in den 1960er und 1970er Jahren von Schiffen aus nach Großbritannien senden, beispielsweise Radio Caroline. Aber auch in den USA senden viele Sender ohne Lizenz. In der Anfangszeit des Radios ist das normal – erst nach und nach werden Lizenzen vergeben. Dazu wird 1934 die strenge FCC gegründet, die Federal Communications Commission. Sie regelt die Verbreitung von Programmen über Rundfunk, Satellit und Kabel.
In den 1980er Jahren ist das „Schwarzsenden“ eher ein Volkssport, um in dichtbesiedelten Stadtvierteln der großen Städte miteinander in Kontakt zu bleiben und lokale Probleme und Events zu würdigen. Doch die Staatsmacht schlägt zurück, so am 6. Juli 1989. An diesem Tag stürmen Polizisten im Auftrag der FCC das Studio des Piratensenders WHOT in New York City, genauer gesagt in Brooklyn.
Neun Jahre lang hat eine wilde Crew illegal gesendet – und das sehr professionell. Gesendet wird auf UKW 91,5 kHz, aber ohne den offiziellen Sender WNYE zu behindern: Die Piraten warten einfach bis zum WNYE-Sendeschluss und legen erst dann los. Wer sich anhören will, wie der Piratensender ins Jahr 1988 hineingefeiert hat, bitte schön:
https://www.podomatic.com/podcasts/whot/episodes/2020-12-31T18_20_03-08_00
Einer der profiliertesten Piratenfunker dieser Zeit ist Hank Hayes, der natürlich ganz anders heißt, er will ja die Behörden nicht gleich zu sich nach Hause einladen! Mit richtigem Namen heißt er Johnny Calabro. Seit seiner Kindheit ist er mit dem Radiovirus infiziert, schon als Teenager baut er mit Freunden einen Piratensender im Marlboro Housing Project, einer Großsiedlung. Die Katz- und Mausjagd mit der FCC ist lang. Als Student schafft er es, mit WFAT 1620 AM einen Sender aufzubauen, der von Kentucky bis nach Kanada zu empfangen ist. Nach der Schließung von WHOT arbeitet Calabro dann für das große Netzwerk ABC als Techniker fürs Radio und Fernsehen. 2013 beginnt er eine Karriere als Schauspieler.
Der Kampf der kleinen Sender hat übrigens Erfolg: Radio Free Berkeley kämpft jahrelang gegen die Lizenzvergeber und gewinnt schließlich 2011. Für Kleinstsender mit weniger als 100 Watt Sendeleistung gibt es nun den LPFM (low power FM)-Service