Beim Radio hat man keine Zeit. Daher sagt man einfach „O-Ton“ statt „Originalton“. Es ist ein akustisches Ereignis, das am Ort des Geschehens aufgezeichnet wurde und das nicht reproduzierbar ist. Egal, ob Redeausschnitt auf Parteitag oder Interview mit Augenzeugen: Der Ton ist nicht im Hörfunkstudio entstanden und deshalb ein O-Ton.
Oft wird O-Ton auch verwendet als Synonym für ein Zitat, also man kann schreiben: „O-Ton Bundeskanzlerin Merkel: Wir schaffen das!“
Erst seit es tragbare Aufzeichnungsgeräte gibt, ist es Journalisten möglich, O-Töne einzusammeln. Es hatte einen großen Einfluss darauf, wie sich das Radio entwickelt hat: Sprechen konnten dort nicht mehr nur die ausgebildeten Sprecher, die im angenehm temperierten Studio vor ihrem Mikrofon saßen, sondern auch der einfache Mann von der Straße. Klar, der verwendete eine ganz andere Sprache als der Studiosprecher, der eine Sprecherziehung oder sogar Theaterausbildung hinter sich hatte. Die Wirklichkeit kann mit O-Tönen realistischer, plastischer und auch authentischer in Audio-Produktionen abgebildet werden als ohne.